Auf dem Kühkopf

am Rhein

Schwarz-Pappeln
Schwarz-Pappeln am Rheinufer. Kein Baum ist so „typisch“ für den begradigten und eingedämmten Rhein und so mit eng mit seiner Industrialisierung verbunden. Kühkopf, April 2024

Der Kühkopf ist Teil des Hessischen Rieds und des Naturschutzgebietes Kühkopf-Knoblochsaue (Rheinkilometer 469-478).  Es ist laut Wikipedia auch das größte zusammenhängende Überschwemmungsgebiet entlang des hessischen Rheinufers und eine der wenigen verbliebenen Flussauen entlang des Oberrheins. Es ist gleichzeitig die letzte der oberrheinischen Auen, bevor der Fluss bei  Mainz/Wiesbaden nach links abknickt und der  sogenannte „Insel-Rhein“ beginnt.

bärlauc
Bärlauch Kühkopf, April 2024

Entstanden ist die jetzige Rheininsel durch die Rheinkorrektion Tullas  am Kühkopf 1828/29. Bis dahin war der Kühkopf Teil eine linksrheinische Halbinsel. Seit der Begradigung ist er eine rechtsrheinisch gelegene Insel. Auf ihrer westlichen Seite fließt jetzt der circa 300 Meter breite Hauptstrom des Rheins und das alte Flussbett ist nun Teil des sogenannten „Altrheins“ der den Kühkopf halbkreisförmig umschließt.  Die alte wohl auch tückische Flussschleife ist heute nur noch ein schmaler Kanal der hauptsächlich von Paddlern und anderen Boots-Ausflüglern befahren wird. Trocknen Fußes aber, ist der Kühkopf nur noch über ein Brücke bei Stockstadt am Rhein erreichbar.

Nördlich des Naturschutzgebiets bei Nierstein/Oppenheim überquerten die Alliierten am 22./23. März 1945 den Rhein. Der US General Patton ließ auf der Pontonbrücke bei der Überquerung des Rheines in der Mitte des Stroms anhalten um erstmal ausgiebig in den Fluss zu pinkeln.

Vor Patton und den Alliierten, am 17.12.1631  im Dreißigjährigen Krieg  überquerte an ähnlicher Stelle schon der schwedische König Gustav Adolf mit seiner Armee den Rhein – da gehörte der Kühkopf aber noch zum linksrheinischen Gebiet –  um die dort verschanzten Spanier zu vertreiben. An dieses Ereignis erinnert die auf der Knoblochsaue errichtete „Schwedensäule“ – heute dient die Säule als Rastplatz für müßige  Spaziergänger.
Bis vor ein paar Jahren konnte man ganz zivil den Rhein mit der Fähre bei Guntersblum überqueren umso ganz friedlich auf den Kühkopf zu gelangen. Leider wurde der Fährbetrieb 2020 endgültig eingestellt. Ein Verein bemüht sich seitdem um dessen Wiederaufnahme:
https://verkehrsverein-guntersblum.de/aktuelles/faehre/

Rheinkilometer 472, Kühkopf, April 2024
ehemaliger Fähranleger Guntersblum, Kühkopf, April 2024

Aber und das will an dieser Stelle nicht verschweigen, eine Art „Armee“ lauert nach wie vor in der feuchtwarmen, sumpfigen Aue. Jedes Jahr so ab Pfingsten erhebt sie sich und wütet dann den ganzen Sommer lang –  die Rheinschnaken. Die stechlustigen Gesellinnen sind die „Plage“ Nummer eins am gesamten Oberrhein. Selbst Goethe ließen die Rheinschnaken daran zweifeln: „ein guter und weiser Gott habe die Welt erschaffen“.  Insofern meidet taumelland vorsichtigerweise den Kühkopf und die Knoblochsaue in den Sommermonaten und empfiehlt die anderen drei Jahreszeiten für eine Besuch, des wunderschönen Naturschutzgebietes.

Pfad, Kühkopf, April 2024

Zum Schluss noch ein wenig Literatur zum Rhein:

Nicht mehr ganz aktuell, aber immer noch meine Empfehlung zur Geschichte des Rheins: Horst Johannes Tümmers: Der Rhein – ein europäischer Fluss und seine Geschichte; München 1999
Sinnlich verspielt und persönlicher: Hans Jürgen Balmes: Der Rhein – Biographie eines Flusses, Frankfurt am Main 2021
Wie die deutsche Landschaft zu dem wurde was sie heute ist. Beschäftigt sich unter anderem ausführlich mit der Rhein Rectification durch Tulla: David Blackbourn; Die Eroberung der Natur, eine Geschichte der deutschen Landschaft, München 2008

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.